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analogien und entwicklungen

Geschrieben am Nov 13, 2025

See I’ve been rejected from normal trajectory / Since I’ve been objected to so many pain / So many pain, so many pain ~ Asaf Avidan

oft denke ich an samantha, die mit ihrer nikkormat im roman city on fire durch das new york der 1970er zieht und knipst. oder an robert capa, der mit seiner contax auf einem landungsboot am d-day so nah am geschehen ist. die bewegende geschichte von vivian maier. das letzte jahrhundert ist undenkbar ohne der entwicklung der photographie. und die passierte vorwiegend auf 35mm. in den letzten jahren erlebte ebenjene sogenannte analoge photographie (in abgrenzung zur digitalen) ein comeback, die gründe sind vielfältig, ein film versucht das zu ergründen.

analoge fotografie heißt vor allem scheitern. grundsätzlich kann alles schief gehen. und es wird schief gehen. die kamera geht kaputt, die lichtdichtung, der filmtransport, pilz in der linse. die belichtung geht schief, du verwackelst, du verkackst das motiv. The Decisive Moment will nicht passieren. du machst fehler beim einspulen in die entwicklerdose, die chemikalien sind hinüber, die zeiten passsen nicht. die vergrößerung ist schief. oder zu dunkel oder zu hell. dein foto ist langweilig oder die farben passen nicht. um nur eine auswahl zu nennen. in wahrheit passiert noch viel mehr.

es muss so um 2005 gewesen sein, als die digitale fotografie ernsthaft wurde (für die masse) und man aufatmete, wie viel geiler und einfacher alles wurde. und in letzter zeit frage ich mich, warum ich mir das alles antue. das märchen vom entschleunigen ist ein märchen. im grunde ist es purer stress. habe ich den film korrekt eingelegt? ist der gerade beim weiterspulen gerissen? habe ich gerade den fixierer rein geschüttet, vor dem entwickler? was zur hölle habe ich mir bei diesem bild gedacht? brauche ich wirklich diese kamera, 70 jahre alt und unklar, ob sie überhaupt funktioniert.

aber weißt du was? wenn du die negative aus der dose ziehst, tropfnass, deine hände zittern vor spannung, und dann siehst du kontrastreiche negative, kontrastreich, scharf. wenn du das ausbelichtete papier aufhängst, wenn du am rechner die negative in positive wandelst, dann macht das spaß. wenn die kamera satt klickt und dein daumen den film butterweich weiter dreht. wenn du nach monaten, jahren deine bilder anschaust, erinnerst du dich an momente, die du vielleicht längst vergessen hast, an orte, personen, kleine ereignisse. das ist fotografie, ich kann nicht anders.